In Deutschland würde man Toks als Asylanten in einer Fernsehserie casten, nicht aber für Shakespeares Othello. Lisa ist einfach zu groß. Javeh kann alles spielen, landet aber meistens unter dem Kopftuch. Seit es im deutschen Fernsehen öfter um Ehrenmordgeschichten geht, tut sich allerdings ein neues Arbeitsfeld für sie auf.
Drei Schauspieler*innen bahnen sich einen Weg durch die Klischeeuntiefen des Migrationsvordergrunds. In welcher Zukunft könnte Toks doch noch Papst werden, Javeh Männer spielen und Lisa als Frau in eine Führungsposition mit Familienleben kommen?
Die Grenzen der freien Rollenwahl sind eng gesteckt und so treten die drei die Flucht nach vorne an: nach Indien, dem Land der neuen Möglichkeiten mit der größten Film- und Fernsehindustrie der Welt. Aber nichts ist hier so, wie es im Reiseführer steht. Am Ende ist alles nur eine Frage des Blicks.
Das A-Casting ist eine Theaterperformance über die mögliche Aneignung unmöglicher Rollen, alte Sehgewohnheiten und neue Kastensysteme, eine ICE-Fahrt durch böse Klischees und ein Air India Flug in die Zukunft.
Der Abend wird aus unterschiedlichem Material entwickelt. Aus Interviews und persönlichen Erfahrungen der drei Schauspieler*innen, aus szenischen Texten, die Autor*innen Irawati Karnik, Ajay Krishnan und Florian Hacke als Auftragstexte für die Schauspieler*innen geschrieben haben, Improvisationen im Soundstudio in Bangalore mit MD Pallavi und Shashank Prakash und recherchierter Kuriositäten kultureller Klischees im interkontinentalen Transit.