Das A-Casting

In Deutschland würde man Toks als Asylanten in einer Fernsehserie casten, nicht aber für Shakespeares Othello. Lisa ist einfach zu groß. Javeh kann alles spielen, landet aber meistens unter dem Kopftuch. Seit es im deutschen Fernsehen öfter um Ehrenmordgeschichten geht, tut sich allerdings ein neues Arbeitsfeld für sie auf.
Drei Schauspieler*innen bahnen sich einen Weg durch die Klischeeuntiefen des Migrationsvordergrunds. In welcher Zukunft könnte Toks doch noch Papst werden, Javeh Männer spielen und Lisa als Frau in eine Führungsposition mit Familienleben kommen?

Die Grenzen der freien Rollenwahl sind eng gesteckt und so treten die drei die Flucht nach vorne an: nach Indien, dem Land der neuen Möglichkeiten mit der größten Film- und Fernsehindustrie der Welt. Aber nichts ist hier so, wie es im Reiseführer steht. Am Ende ist alles nur eine Frage des Blicks.

Das A-Casting ist eine Theaterperformance über die mögliche Aneignung unmöglicher Rollen, alte Sehgewohnheiten und neue Kastensysteme, eine ICE-Fahrt durch böse Klischees und ein Air India Flug in die Zukunft.

Der Abend wird aus unterschiedlichem Material entwickelt. Aus Interviews und persönlichen Erfahrungen der drei Schauspieler*innen, aus szenischen Texten, die Autor*innen Irawati Karnik, Ajay Krishnan und Florian Hacke als Auftragstexte für die Schauspieler*innen geschrieben haben, Improvisationen im Soundstudio in Bangalore mit MD Pallavi und Shashank Prakash und recherchierter Kuriositäten kultureller Klischees im interkontinentalen Transit.
 

Eine Flinntheater Produktion

Von und mit Javeh Asefdjah (Performance), Toks Körner (Performance), Lisa Stepf (Performance), Sophia Stepf (Regie), Irawati Karnik, Ajay Krishnan, Sophia Stepf, Florian Hacke und Ensemble (Text), Andi Otto, MD Pallavi Arun feat. Shashank Prakash (Musik), Tilman Neuffer (Dramaturgische Beratung), Lea Sovso (Kostüm) Robert Schlenkermann (Lichtdesign), ehrliche arbeit – freies Kulturbüro (Produktionsleitung)

Gefördert von Hessisches Minsterium für Kunst und Wissenschaft, Gerhard-Fieseler-Stiftung, Kulturamt der Stadt Kassel, Fonds Darstellende Künste, Sparkasse Kassel, Goethe-Institut Mumbai, Theaterhaus Mitte, karaburun tours

In Koproduktion mit Hebbel am Ufer Berlin und Schloss Bröllin

Termine

Kulturhaus Dock 4 Kassel: 22. September (Premiere), 24., 25., 30. September, 1. & 2. Oktober 2011 / HAU Hebbel am Ufer Berlin: 18. - 20. November 2011 / Kulturhaus Dock 4 Kassel: 2. - 5. Mai 2012

Presse

The three actors, as different and special as each of them are, create a perfect team. With their moving stories and perfect timing, they navigate through the turbulent script with ease and skill, amazing the audience with the range of their craft. (...) It is a dramatic performance with a deep story that many will have to watch more than once to grasp every layer. The main point, however, is clear: We must rethink our ideas - existing clichés and stereotypes in our heads and ask ourselves what is behind dark and light, black and white, beauty and ugliness.


Deutsche Welle