Mangi Meli Remains

Mangi Meli Remains
2018

Videoskulptur und Fotoausstellung

In Old Moshi, Tansania, wird ein Kopf vermisst. Chief Mangi Meli kämpfte dort gegen die deutsche Kolonialmacht und wurde im Jahr 1900 hingerichtet. Sein Kopf, so erzählt man sich bis heute, sei nach Deutschland verschifft worden. Felix von Luschan hortete damals tausende Schädel aus aller Welt für die 'Rassenlehre' im Völkerkundemuseum. Noch immer lagern viele davon in Berlin, auch aus Old Moshi. Mangi Melis Enkel sucht seit 50 Jahren nach dem Haupt seines Großvaters, bis jetzt ohne Erfolg.

Doch Spuren von Mangi Meli finden sich in Liedern, Erzählungen und Archiven. Ein tansanisch-deutsches Team entwickelt daraus eine Videoskulptur, ein Animationsfilm zeichnet das Leben des Freiheitskämpfers, seinen gewaltsamen Tod und die mögliche Reise seines Kopfs nach. Historische Fotos und Dokumente ergänzen die Ausstellung. Mangi Meli Remains reiste von Berlin über Dar Es Salaam nach Old Moshi, wo die Ausstellung seit dem 02. März 2019 als Platzhalter für den fehlenden Kopf am Originalschauplatz dauerhaft an ihn erinnert.

Filmversion

Die Filmversion von Mangi Meli Remains (Swahili mit Untertiteln) ist 2020 auf Filmfestivals zu sehen.

Künstlerische Leitung, Konzeption, Texte, Animation Konradin Kunze
Konzeption, Texte, Ausstellung Sarita Lydia Mamseri
Storyboard, Zeichnungen Amani Abeid, Cloudy Chatanda
Animation Sharron Mirsky, Malte Stein
Sound Design, Komposition Dr. Andi Otto
Erzähler Nkwabi Elias Ng'hangasamala, Michael Ojake
Gesang Mary Charles Mrema
Technische Lösungen Georg Werner
Übersetzungen Rehema Chachage, John Sagati
Historische Beratung Dr. Holger Stoecker, Prof. Arnold Temu
Community Beratung, Organisation Old Moshi Gabriel Mzei Orio
Mündliche Überlieferung Isaria Anael Meli
Produktionsmanagement Helena Tsiflidis

Eine Flinn Works Produktion in Zusammenarbeit mit dem Ethnologischen Museum Berlin und dem Tieranatomischen Theater der Humboldt-Universität zu Berlin. Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa, das Goethe-Institut Tansania und Between Bridges.

Tieranatomisches Theater der Humboldt-Universität zu Berlin, Campus Nord
08. November 2018 19 Uhr Vernissage
09. November 2018 - 12. Januar 2019
als Teil der Ausstellung THE DEAD, AS FAR AS [  ] CAN REMEMBER

DARCH, Old Boma, Dar es Salaam, Tansania
05. Februar 2019 18 Uhr Vernissage
06. - 22. Februar 2019

Court Building, Tsuduni, Old Moshi, Kilimanjaro, Tansania (Kontakt: Old Moshi Cultural Tourism)
02. März 2019 Eröffnung
Seit 02. März dauerhaft geöffnet, Mo-Sa 8.30 - 16 Uhr, So 10 - 13 Uhr

Für weitere Informationen schreiben Sie bitte an: ausstellung@flinnworks.de

Presse

"In der Ausstellung selber geht es vor allem um Perspektivwechsel. Besonders eindrücklich zeigt dies ein Raum, in dem es um eine persönliche Suche geht, die Suche eines Enkels nach dem Schädel seines Großvaters. Mangi Meli, der Anführer der Wachagga in Moshi, Tansania, hat sich gegen die Deutschen gestellt und wurde als Verschwörer und Verbrecher hingerichtet. Sein Kopf, erzählt man sich, sei nach Deutschland verschifft worden. Mangi Melis Enkel Isaria Anael Meli sucht seit 50 Jahren in deutschen Archiven und Sammlungen nach dem Haupt seines Großvaters. Bislang ohne Erfolg. Doch die Suche selber ist zu einem Narrativ geworden. Der Schauspieler und Regisseur Konradin Kunze hat die Geschichte dieser Suche gemeinsam mit tansanischen Künstlern in einem Theaterstück und einem Animationsfilm verarbeitet, der in die halb zerborstene Schale eines Tontopfes projiziert wird. Denn in Melis Heimat ist es üblich, die Häupter der Verstorbenen in Tontöpfen zu beerdigen. Eine Leerstelle, die schmerzt. Doch wer hat am Ende der Geschichte die Deutungshoheit? Die Antwort auf diese Frage scheint in der Ausstellung Mangi Meli selbst zu geben. Sein fast lebensgroßes Porträt hängt an der Wand: Kraftstrotzend, jugendlich, steht er da, herablassend blickt er seinem Fotografen ins Gesicht. Der Blick eines Unterworfenen ist das nicht."
deutschlandfunk

„Seit 50 jahren ist Isaria Anael Meli auf der Suche nach dem Schädel seines Großvaters. Chief Mangi Meli, Held des tansanischen Widerstands gegen die Koloniale Gewaltherrschaft im einstigen Deutsch-Ostafrika, wurde erhängt und enthauptet, sein Kopf vermutlich nach Deutschland verschifft. Melis Name steht stellvertretend für die unzähligen Personen, die von Mitgliedern der Schutztruppen umgebracht wurden. Noch immer [sind] hierzulande viele Menschen der irrigen Meinung, der deutsche Kolonialismus sei ob seiner vergleichsweise kurzen Dauer erinnerungspolitisch zu vernachlässigen. Es steht zu hoffen, dass sich mit Ausstellungen wie dieser daran etwas ändert. Und dass Mangi Melis Enkel den Kopf seines Großvaters letztendlich nach Hause bringen kann.“
tagesspiegel

"Im Januar hat der Bezirk Moshi offizell beantragt, dass menschliche Knochen, die sich im Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden, rücküberführt werden. "Diese Forderungen liegen auch dem Auswärtigen Amt vor", sagt Konradin Kunze. Gemeinsam mit dem Berliner Künstlerkollektiv Flinn Works hat Kunze einen Film über Mangi Meli gedreht, der nun in einer Ausstellung in Old Moshi zu sehen ist. Der Film erzählt auf Swahili, Deutsch oder Englisch von Mangi Meli. 'Das ist wichtig, damit unsere Kinder erfahren, was hier passiert ist und von wem sie abstammen', sagt sein Enkel Isaria." - rbb24.de

„Seit einigen Monaten erzählt eine Ausstellung im Ort Old Moshi vom Leben und Kampf des Mangi Meli. Ein wenig Vergangenheitsbewältigung immerhin. Sein Schädel ist womöglich einer unter Tausenden, die die deutschen Kolonialherren aus der ganzen Welt nach Deutschland schafften für die Rassenforschung.“ – ZDF heute journal

„The return of the stolen human remains is a moral obligation to heal spiritual wounds in the Tanzanian society. The exhibition ‚Mangi Meli Remains‘ is a mediation service in this sense. It tells the story of one of the most important leaders in the resistance against the german colonial power and makes it accessible to German and Tanzanian society. In the inaugurated exhibition, which is now open to the public, the legacy and search of chief Meli’s remains have been keenly reflected on throug the critical mining of photographs and documents in colonial archives.“ – The Citizen on Sunday

„Als Deutscher kann ich nichts aus einer afrikanischen Perspektive beschreiben“
Interview mit Konradin Kunze Goethe-Institut

"Executed Tanzanian hero's grandson takes DNA test to find lost skull"
BBC